Erst war es ein kommunales Kino, das aus Sicht der politischen Mehrheit im Rat der Stadt Velbert unbedingt verwirklicht werden sollte, während in den Nachbarstädten bereits die ersten großen Kinopaläste ihre Türen für immer schließen mussten. Damit blockierte man das Interesse potenzieller Investoren, die das von der Stadt Velbert nach langjährigen Bemühungen teuer erworbene Grundstück zu einem gemischten Quartier mit vielfältiger Nutzung entwickeln wollten.
Als diese Pläne durch politische Vorgaben finanziell unattraktiv geworden waren, sollte das Gelände nach den Vorstellungen einer Ratsmehrheit zumindest übergangsweise als Erholungsfläche in bester Innenstadtlage dienen. Dafür war man sogar bereit, einen kleineren sechsstelligen Betrag in die Hand zu nehmen. Um die Fläche aufzuhübschen, sollte beispielsweise eine Aussichtsplattform für knapp 100.000 Euro entstehen. Mit schönem Blick auf die angrenzende Wiese und dort gelegentlich weidende Schafe. „Velbert als Stadt im Grünen“ sozusagen.
Die neueste Schnapsidee von CDU, Bündnis 90/Grüne und einigen weiteren Mitstreitern: ein Seniorenzentrum. Bedarf an Wohn- und Pflegeplätzen für ältere Menschen besteht zweifelsohne. Vor allem, seit die Einrichtung am Wordenbecker ihre Türen schließen und die teils hochbetagten Menschen zwangsumgesiedelt werden mussten. Ersatz dafür ist in der Tat dringend notwendig.
Die einseitige Nutzung einer Teilfläche in dieser zentralen Lage zeugt allerdings nicht von strategischem Weitblick. Ein solches Vorhaben fällt eher in die Kategorie Schnellschuss.
Für die Velberter Innenstadt wäre an dieser Stelle eine gemischte Quartiersentwicklung aus Wohnen, Arbeiten, Freizeit und – allenfalls begrenzt – Einzelhandel deutlich wertvoller.
Ein reines Seniorenzentrum setzt kaum Impulse für eine lebendige Innenstadt, erschwert aber die Entwicklung der verbleibenden Fläche. Es erzeugt wenig Dynamik oder Folgeinvestitionen im Umfeld. Eine gemischte Nutzung inklusive Seniorenzentrum hingegen (positive Beispiele dafür gibt es in unmittelbarer Nachbarschaft) könnte private Investitionen, Kooperationen und Innovationen anstoßen und zu einer (Wieder-)Belebung der Innenstadt beitragen. Und genau das bräuchte Velbert jetzt.
So sieht es zumindest die AfD-Fraktion im Rat der Stadt Velbert. (Horst-Dieter Schneider)
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